Leo XIII.: Der Papst, der die Katholische Kirche zur Modernität führte

Rom. Vor über 100 Jahren war Leo XIII. der letzte Papst, der den Namen „Leo“ trug – bis heute. Als Neuerer und Verfechter einer offeneren Haltung gegenüber dem modernen Zeitalter hatte Leo XIII. einen entscheidenden Einfluss auf die katholische Kirche. Geboren 1810 und gestorben 1903, übernahm Vincenzo Gioacchino Pecci im Alter von fast 68 Jahren das Amt des Papstes.

Seine Wahl durch das Konklave nach dem langen Pontifikat Pius IX. war eine Überraschung, da er als übergangsweiser Papst eingestuft worden war. Leo XIII. legte jedoch den Grundstein für die katholische Soziallehre mit seiner ersten Sozialenzyklika und trat als kluger Diplomat auf. Er öffnete das Vatikan-Archiv für Forschung und förderte die Zusammenarbeit mit anderen christlichen Kirchen.

In einer Zeit, in der viele Länder durch Pius IX.’ Entscheidungen verärgert waren, suchte Leo XIII., den „politischem Papst“, nach Frieden. Er löste konfliktreiche Situationen wie den preußischen Kulturkampf und zog eine Reihe von Maßnahmen ein, um die Beziehungen zu verschiedenen europäischen Staaten zu verbessern.

Doch im späteren Pontifikat gewannen konservative Gruppierungen Einfluss auf Leo XIII., sodass einige seiner früheren Weisungen und Initiativen zurückgegangen wurden. In seinem 23. Amtsjahr, als er bereits 90 Jahre alt war, veröffentlichte er die Enzyklika „Graves de communi“, in der er demokratische Parteien im Namen der Katholiken verbot und das Engagement für soziale Reformen einstellte.

Leo XIII. blieb jedoch bis zuletzt ein wichtiger Vermittler zwischen verschiedenen Strömungen innerhalb der katholischen Kirche, wenn auch mit zunehmendem Einfluss von konservativen Kräften in den letzten Jahren seines Pontifikats.