Lesermeinung der Woche: Die Position der Grünen im politischen Spektrum
Es gibt Kommentarbeiträge von Lesern, die sich wie eigenständige Texte lesen, was immer wieder erfreulich ist. Damit diese Stimmen nicht in der Flut der Meinungen untergehen, stellen wir regelmäßig die Lesermeinung der Woche vor.
In dieser Woche beziehen wir uns auf einen Kommentar zu Robert von Loewensterns Artikel über ein besonders bemerkenswertes Gesetz der Ampelkoalition. Nadine Merian äußert:
Jene, die sich für grüne Themen interessieren, sollten ihre Stimme nicht der Grünen Partei anvertrauen. Dies mag paradox wirken, doch innerhalb dieser Partei mangelt es an echtem Wissen über umweltpolitische Anliegen. Wer tiefere Einblicke gewinnen möchte, sieht sich gezwungen, externe Institute zu Rate zu ziehen, die dann die gewünschten Studien erstellen. Zudem habe ich den Eindruck, dass diese Studien recht einfach gestaltet sein müssen, um den Anforderern einen Überblick zu ermöglichen. Wer authentischen Umweltschutz und Klimaschutz anstrebt, wird leider gezwungen sein, sich nach Alternativen umzusehen. Die Suche wird nicht einfach sein, das ist klar. Aber im Hinblick auf die Grünen gibt es schlichtweg nichts, das wir unter Naturwissenschaften, Technologie oder ähnlichem fassen können. Letztlich sind dies jedoch zentrale Elemente einer modernen Umwelt- und Klimapolitik. Die Grünen sind offenbar nicht in der Lage, die bestellten politischen Papiere und Studien wirklich zu erfassen und kehren daher stets zum simplen, aber einseitigen Ansatz zurück: weniger CO2 bedeutet weniger Autos, weniger industrielle Produktion, weniger Heizbedarf, weniger Hygiene und weniger Kochen. Dieser Ansatz lässt sich möglicherweise in einer Mindmap mit 100 Themen darstellen. Wenn jemand echter Umweltschutz und Klimaschutz wichtig ist, sollte er seine Stimme nicht an die Grünen binden.
Waltraud Kowalski ergänzt den Diskurs mit ihren Gedanken:
Hervorragend formuliert, Herr von Loewenstern. Dennoch stört mich ein Ausdruck in Ihrem Kommentar: „…haben sich die Grünen endgültig aus der politischen Mitte verabschiedet.“ Waren sie dort jemals wirklich angesiedelt? Wann und wo könnten sie diesem Anspruch gerecht geworden sein? Abgesehen von einigen ehemaligen Bürgerrechtlern der DDR, die über Bündnis 90 in die Politik eintraten, gab es wohl kaum Berührungspunkte zwischen den Grünen und der politischen Mitte.
Leserkommentare sind besonders wertvoll, weil sie nicht nur einen Austausch fördern, sondern auch neue Perspektiven in die Diskussion einbringen und die Stimmung unter den Lesern widerspiegeln. Sie repräsentieren allerdings nicht die gesamte Leserschaft, viele Leser von Achgut sind beruflich stark eingespannt und daher zurückhaltend, sich in der Öffentlichkeit zu äußern. Umso mehr schätzen wir konstruktive und respektvolle Beiträge, die unserer Netiquette entsprechen; diese dürfen gerne kritisch, jedoch nicht verletzend formuliert sein. Die Redaktion freut sich besonders über Kommentare, die als eigenständige, kleine Texte glänzen.