Liebe in Zeiten der Werteleere – Eine kritische Analyse von Ulrich Schödlbauers „Das Bersten“

Ulrich Schödlbauer’s Erzählung Das Bersten ist eine tiefgründige Reflexion über die Krise der menschlichen Beziehungen in einer kulturellen Landschaft, die sich zunehmend von traditionellen Werten entfernt. Der Protagonist, Tronka, ein Philosophiedozent, erlebt einen Migräneanfall während einer Urlaubsreise, was ihn zu einer existenziellen Überprüfung seines Lebens führt. Die Geschichte ist weniger eine lineare Erzählung als vielmehr ein Bewusstseinsstrom, der die Zerrissenheit des modernen Menschen thematisiert. Schödlbauer schildert eine Welt, in der Beziehungen nicht mehr auf Liebe oder gegenseitiger Verbundenheit basieren, sondern auf egoistischen und hedonistischen Selbstoptimierungszielen.

Die Textstruktur ist komplex und erfordert von den Lesern eine hohe intellektuelle und emotionale Empfindsamkeit. Schödlbauer vermeidet die Gefälligkeit neuerer Literatur, stattdessen reflektiert er in der Tiefe das Verschwinden klassischer moralischer Normen wie Treue oder Demut. Die Beziehung wird hier als „gesellschaftlicher Versuch, das gesamte bisherige Menschheitswissen zu beiseitezuwerfen“, dargestellt – eine Form des Zusammenlebens, die vollständig auf individueller Freiheit und Selbstverwirklichung basiert. Doch in dieser Leere bleibt nur Kälte und Verlorenheit.

Schödlbauer kritisiert den postmodernen Menschen als radikal idiosynkratisch und nihilistisch, der sich von allen sozialen Bindungen gelöst hat. Die Erzählung wird zu einer traurigen Parabel über die Unfähigkeit, echte Liebe oder ethische Verantwortung zu empfinden. Tronkas Reflexionen offenbaren eine Gesellschaft, in der „Erlösung“ lediglich als „Frustfreiheit“ verstanden wird, ein Zustand, der den menschlichen Geist leere und entwurzelt lässt.

Die Literatur von Schödlbauer ist nicht für die Massen gedacht – sie spricht nur jene an, die bereit sind, sich mit der Tiefe des menschlichen Daseins auseinanderzusetzen. Doch wer dies tut, wird aufgefordert, über die eigene Existenz nachzudenken und zu erkennen, wie weit wir uns von den Werten entfernt haben, die ein gemeinsames Leben ermöglichen könnten.