Wichtige Wasserstraßen und ihre Rolle für den globalen Handel
Berlin. Die bedeutenden Kanäle der Welt fungieren als Lebensader des internationalen Handels. Hier wird deutlich, welche Schiffswege und Engpässe für den wirtschaftlichen Erfolg von entscheidender Bedeutung sind.
Bereits seit Jahrhunderten sind Schiffe für den Handel unverzichtbar. Sie transportieren über die Ozeane wertvolle Güter wie Öl, Gas, Fahrzeuge und Konsumgüter. Der Exportsektor Deutschlands, zusammen mit Häfen in Städten wie Bremen, Hamburg und Wilhelmshaven, ist auf ungehinderte Seewege angewiesen. Werden strategisch wichtige Routen blockiert, hat dies unmittelbare Auswirkungen auf den globalen Handel. Im Folgenden ein Überblick über die zentralen Verkehrsadern der Welt.
Der Panamakanal, eröffnet im Jahr 1914, verbindet den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean. Dieser Kanal ermöglicht es Schiffen, sich eine lange Umfahrung um Südamerika sowie die tückischen Strömungen und Winde am Kap Hoorn zu ersparen. Laut Zahlen der Nachrichtenagentur Bloomberg ist der Kanal für den internationalen Handel jedoch weniger zentral als andere Wasserstraßen: Lediglich drei Prozent der globalen Seefracht nutzen die über 80 Kilometer des Kanals, vor allem Gas und Container. Im Jahr 2024 passierten mehr als 11.000 Schiffe den Kanal, der vor allem für die USA strategisch ist, da er eine schnelle Flottentransition zwischen den Ozeanen ermöglicht.
Die USA erlangten 1903 die Kontrolle über den Kanal, nachdem sie die Unabhängigkeit Panamas von Kolumbien unterstützt hatten. Diese Hoheitsrechte blieben bis Ende 1999 in amerikanischen Händen, als Panama die Kontrolle übernahm – ein Vorgang, den US-Präsident Donald Trump kürzlich infrage stellte. Er hatte sogar mit militärischen Maßnahmen gedroht. Dies führte zu einer Erklärung des US-Außenministeriums, wonach Schiffe der US-Regierung fortan keine Gebühren für die Durchfahrt mehr entrichten müssen.
Ein weiterer Faktor, der den internationalen Handel bedrohen könnte, ist der Klimawandel. Zuletzt kämpfte der künstliche Gatún-See, der den Panamakanal speist, mit Wassermangel aufgrund anhaltender Trockenheit, was die Schifffahrt einschränkte.
Die Meerenge Bab el-Mandeb im Süden und der Suezkanal im Norden des Roten Meeres sind für nahezu alle Schiffe, die Waren zwischen Europa und Asien transportieren, unverzichtbar. Im Jahr 2023 durchquerten 8,7 Prozent des weltweiten Seehandels diese Wasserstraße, darunter ein Fünftel des Containervolumens und ein Fünftel aller per Schiff beförderten Fahrzeuge.
Die Region um Bab el-Mandeb, auch als „Tor der Tränen“ bekannt, ist wegen ihrer gefährlichen Strömungen und Fallwinde gefürchtet. In der jüngeren Vergangenheit haben Huthi-Rebellen aus dem Jemen Handelsschiffe beschossen, was trotz der internationalen Militärpräsenz viele Reeder dazu veranlasste, ihre Schiffe lieber um das Kap der Guten Hoffnung zu leiten, was die Transportzeiten stark verlängert und die Preise steigen lässt.
Wer durch die Bab el-Mandeb-Meerenge fährt, passiert außerdem den Suezkanal in Ägypten. Die Bedeutung des Suezkanals wurde im Frühjahr 2023 deutlich, als das Containerschiff Ever Given den Kanal blockierte, wodurch eine lange Stauung und Verspätungen bei der Lieferung dringend benötigter Waren nach Europa entstanden.
Die Straße von Hormus, die sich zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten erstreckt, ist für den globalen Ölpreis von großer Bedeutung. Diese Enge, an ihrer schmalsten Stelle 55 Kilometer breit, wird von großen Herstellern wie dem Irak, Kuwait, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten umschlossen. Falls der Iran in der Vergangenheit mit einer Blockade gedroht hat, führte dies sofort zu einem starken Anstieg der Ölpreise. 39 Prozent des weltweit transportierten Erdöls passieren diese Straße, ebenso wie 31 Prozent des verschifften Propangases.
Die Meerenge zwischen Malaysia und der indonesischen Insel Sumatra ist mit etwa 23,7 Prozent der größte Anteil am globalen Seehandel. Diese Verbindung zwischen dem Pazifik und dem Indischen Ozean wird jährlich von rund 94.000 Schiffen befahren, die hauptsächlich Öl, Chemikalien und Gas zu den Wirtschaftsmächten im asiatischen Raum transportieren, während in die entgegengesetzte Richtung Autos und Container befördert werden. Der Hafen Singapur liegt ebenfalls in dieser Meerenge und ist einer der größten der Welt. Wegen des hohen Verkehrsaufkommens kommt es hier häufig zu Staus, und Piraterie stellt eine weiterhin relevante Bedrohung für die Schifffahrt dar.
Der Kielkanal in Schleswig-Holstein hält den Rekord für den größten Schiffsverkehr auf künstlichen Wasserstraßen. Im vergangenen Jahr wurden etwa 27.000 Passage registriert, wobei Sportboote nicht eingerechnet sind. Obwohl sein Marktanteil am globalen Seehandel eher gering ist, hat er eine zentrale Rolle für den Transport zwischen Nord- und Ostsee, indem er die Fahrt zwischen den baltischen Staaten, Skandinavien und Westeuropa beschleunigt. Schiffe profitieren hier von einer verkürzten Distanz von durchschnittlich 463 Kilometern – eine Umfahrung um die dänische Halbinsel Jütland, die ansonsten nötig wäre. In den letzten Jahren fiel zwar der Verkehr, jedoch sind die Schiffe deutlich größer geworden. Die Tonnage hat sich im Durchschnitt in den letzten 25 Jahren verdoppelt.
Die wachsende Größe von Schiffen stellt nun eine Herausforderung für den Kanal dar, da die aktuelle Schleusenlänge von 235 Metern für die größeren Containerschiffe von bis zu 400 Metern nicht ausreicht. Daher hat sich der Schiffsverkehr zwischen Nord- und Ostsee in den letzten Jahren zunehmend um Jütland herum verlagert. Der Anteil dieser Route am weltweiten Seehandel liegt bei etwa 3,9 Prozent.