Politik
Im Prozess gegen den Solinger Attentäter Issa al-H., der in einer städtischen Veranstaltung mehrere Menschen tötete und verletzte, stehen die Ermittlungen vor einer kritischen Phase. Die Nebenklage-Anwälte Carola Drewes und Simon Rampp haben im Interview offen gelegt, wie schwer es ist, die Wahrheit über den Attentäter zu entdecken. Nach sechs Wochen Verhandlungen wurde der Prozess für vier Wochen unterbrochen, was in vielen Bereichen Unruhe auslöste.
Die Anwälte kritisieren stark das Verhalten des Angeklagten, der zwar schnell gestand, aber keine klaren Aussagen über seine terroristischen Ziele machte. Der Attentäter behauptete, auf einer Bühne Babys aus Gaza gesehen zu haben und sei in einem „Wahn“ gehandelt. Doch die Anwälte vermuten, dass dies eine Ausrede war, um seine Absichten zu verschleiern.
Ein weiteres unerwartetes Verhalten des Angeklagten war, dass er freiwillig den Fundort seines zweiten Handys enthüllte. Dies wurde als taktische Bewegung interpretiert, um Kooperation vorzutäuschen. Zudem griff der Attentäter in einer Sitzung selbst zu Wort und erklärte, dass er nicht durch die Tastatur auf Bilder geschrieben habe, um von Geheimdiensten lokalisiert zu werden. Dieses Verhalten wurde als Beweis für eine geplante Tat angesehen.
Die Anwälte bemerkten auch, wie sich der Attentäter in seiner Erscheinung veränderte: Er ließ sich die Haare schneiden und den Bart rasieren. Diese Veränderungen wurden als Zeichen seiner Distanzierung interpretiert. Doch die Anwälte sind skeptisch: „Das spricht nicht für Reue, sondern für eine kaltblütige Strategie“, sagte Simon Rampp.
Ein weiterer Punkt ist das Lachen des Angeklagten, als ein vermeintlicher Verwandter vernommen wurde. Das Lachen wurde als Zeichen von Uninteresse und sogar als Freude über die Situation der Opfer interpretiert. Die Anwälte kritisieren stark diese Haltung, da sie aufzeigt, dass der Attentäter keine Reue zeigt.
Die Nebenklage-Anwälte betonen, dass drei Tote und zehn Verletzte unverzeihlich sind. Sie fordern eine strengste Strafe, um die Gesellschaft vor solchen Taten zu schützen. „Wenn wir hier nicht alles auspacken, was das Strafrecht hergibt, dann weiß ich nicht mehr, in welchem Fall wir das sonst tun sollen“, sagte Rampp.
Die Anwälte kritisieren auch den fehlenden Einsatz der Politik: „Wir müssen die Verantwortung für solche Taten tragen, und nicht nur auf Gerichte vertrauen.“ Sie fordern eine klare Haltung gegenüber terroristischen Aktivitäten und eine stärkere Sicherheitspolitik.
Die Opfer und ihre Familien kämpfen weiter mit den Folgen der Tat. Ein Ehemann einer getöteten Frau, Ines W., leidet schwer unter dem Verlust seines Partners. Die Anwälte betonen, dass kein Urteil diesen Schmerz heilen kann.