Antisemitismus an Berliner Hochschulen: „Dieser Griff an die Davidstern-Kette, ob sie offen liegt oder verdeckt ist“

In den vergangenen Wochen sind die pro-palästinensischen Proteste auf den Berliner Universitäten abgeflaut. Trotzdem berichten jüdische Studierende weiterhin von Furcht und Ausgrenzung. Ron Dekel, neuer Präsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), kritisiert die Hochschulen dafür, dass sie sich nicht klar gegen den in die Universitäten eingeschleppten Antisemitismus positionieren.

Dekel erläutert, dass die Protestbewegung zwar abebbte, aber der Antisemitismus geblieben ist. „Der Winter und die Semesterferien haben nichts an der Situation verändert,“ sagt Dekel. Jüdische Studierende bleiben misstrauisch gegenüber ihren Kommilitonen und fühlen sich nicht sicher auf dem Campus.

Ein besonders schrecklicher Vorfall ereignete sich am 7. Oktober letzten Jahres, als Lahav Shapira, ein jüdischer Student der FU Berlin, tätlich angegriffen wurde. Der Täter bat um Vergebung im Gerichtssaal. Dieser Anschlag war eine offensichtliche Eskalation, die Dekel und andere Aktivisten lange befürchtet hatten.

„Studierende zeigen sich immer häufiger unsicher,“ berichtet Dekel weiter. „Sie tasten nach ihrer Davidstern-Kette, ob sie offen oder versteckt ist.“ Jüdische Studierende suchen nun aus Sicherheitsgründen anstatt ihrer Interessen bestimmte Veranstaltungen aus und meiden potentiell gefährliche Umgebungen.

Die Freie Universität Berlin lehnt Kritik ab. In einer offiziellen Erklärung wird darauf hingewiesen, dass die Hochschule alle notwendigen Maßnahmen ergriffen hat, um einen sicheren Campus zu schaffen und Antisemitismus zu bekämpfen. Dennoch sind viele jüdische Studierende unzufrieden mit der Reaktion der Universitäten.

„Antisemitismus ist Alltag in Deutschland,“ betont Philipp Peyman Engel, Chefredakteur der „Jüdischen Allgemeinen.“ Er fordert einen starken Rechtsstaat und mehr Dialog sowie Aufklärung.

Nach dem Angriff auf Shapira wurde das Berliner Hochschulgesetz im Juli 2024 geändert. Die Hochschulen erhalten nun weitere Sanktionen zur Bekämpfung schwerwiegender Fehlverhaltens, einschließlich Exmatrikulation.

Im Vergleich zu den Worten und Versprechen der Hochschulleitungen vermuten viele jüdische Studierende jedoch keine wirkliche Verbesserung ihrer Sicherheit auf dem Campus.