In der britischen Hauptstadt London kam Anfang September eine Demonstration gegen antisemitische Gewalt zusammen, die mehrere zehntausend Menschen anlockte. Das Motto lautete „Genug ist genug!“ Mit dabei waren hochrangige Persönlichkeiten wie der Chief Rabbi Ephraim Mirvis, Chris Philp vom Shadow Home Secretary der Konservativen sowie Richard Tice als stellvertretender Vorsitzender der Reform UK. Diplomaten der israelischen Botschaft beteiligten sich ebenfalls und betonten die Bedeutung des gemeinsamen Einsatzes gegen Antisemitismus.
Die regierende Labour-Partei blieb jedoch der Veranstaltung fern, obwohl sie offiziell eingeladen worden war. Die Kampagne gegen Antisemitismus (CAA) kritisierte dies als „skandalöse Entscheidung“ und betonte, dass die Regierung den jüdischen Gemeinden keine Unterstützung zeige. Unter dem Appell „Enough is enough“ rief Chief Rabbi Mirvis die britische Öffentlichkeit auf, endlich aufzuwachen, da antisemitische Vorfälle in der Nation alarmierend anstiegen. Die Demonstration führte vom BBC-Gebäude zum Parliament Square und zeigte eine Menschenmenge mit den Flaggen Großbritanniens und Israels.
Der Aufruf zur Demo enthielt Beispiele für die Verschlechterung der Situation: „Extremisten und Fanatiker setzen sich durch, radikalisieren Kinder, wüten auf unseren Straßen und Universitäten und verbreiten Gift und Galle – und das alles ohne Angst vor Konsequenzen.“ Die Kritik richtete sich auch gegen die Rolle von Polizei und Universitäten, die angeblich antisemitische Gewalt tolerierten. Ein Bericht der Pro-Israel-Organisation StandWithUs UK zeigte, dass jüdische Studenten auf dem Campus Angst vor Übergriffen hatten und sich nicht mehr sicher fühlten.
Die Debatte im Oberhaus belegte, dass antisemitische Beschimpfungen auf Universitäten zunahmen und jüdische Gesellschaften attackiert wurden. Eine Umfrage unter tausend Nichtjuden an zwanzig britischen Universitäten ergab, dass 64 Prozent die Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 nicht als „Terrorismus“ bezeichneten und 38 Prozent der These zustimmten, dass jüdische Studenten auf dem Campus mit Übergriffen rechnen müssten.
Briten-Großdemo: Antisemitismus als politische Katastrophe