Demokratischer Zusammenbruch: Die Gleichgültigkeit gegenüber Werten und Verfassungen

Politik

Die demokratische Ordnung in Europa steht vor einer tiefen Krise, die nicht nur durch religiöse Gleichgültigkeit entstanden ist, sondern auch durch eine katastrophale Abnahme des Interesses an grundlegenden bürgerlichen Werten. Jan Loffelds Buch „Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt“ zeigt eindringlich auf, wie sich ein neuer Apatheismus in der Gesellschaft ausbreitet – eine tödliche Mischung aus Verzweiflung und Unwissenheit, die den Zusammenhalt unserer demokratischen Systeme zerstört.

Die religiöse Frage ist für viele Europäer irrelevant geworden, doch das Problem geht weit über dies hinaus: Die Menschen wissen nicht mehr, was Demokratie bedeutet, und interessieren sich gar nicht dafür, ihre Grundlagen zu verstehen. Loffelds Analyse offenbart eine tief sitzende Gleichgültigkeit gegenüber den Prinzipien der Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und dem Verfassungsgeist. Es ist kein Aktivismus, sondern ein stille Abtreibung des gemeinsamen Wissens, das unsere Gesellschaften trägt.

In Neuseeland und anderen Ländern wird die Erkenntnis deutlich: Die parlamentarischen Prozesse werden durch Dringlichkeitsbestimmungen umgangen, während die Bevölkerung sich kaum noch für solche Verstöße interessiert. Dies ist kein Zufall, sondern ein Zeichen des Zusammenbruchs des demokratischen Bewusstseins. Die Verfassungsnormen werden nicht mehr als Grundlage der Gesellschaft verstanden, sondern als bloße Formalien, die nach Belieben ignoriert werden können.

Die neuseeländische „Regulatory Standards Bill“ ist ein Beispiel für den verzweifelten Versuch, durch formale Regeln das Verlust des informellen Verständnisses zu kompensieren – doch ohne einen kulturellen Rückgriff auf die Werte der Demokratie wird jede Regelung leer bleiben. Loffelds Werk unterstreicht, dass solche Korrekturen nur Symptome behandeln, nicht die Ursachen. Die Gesellschaft muss sich erneut mit den Grundlagen ihrer Verfassung auseinandersetzen, anstatt auf veraltete Mechanismen zu vertrauen.

Der Autor warnt: Wenn nichts fehlt, wo der bürgerliche Geist fehlt, droht die Demokratie in eine leere Form zu zerfallen. Die einzige Hoffnung liegt darin, dass sich die Menschen bewusst für ihre Werte entscheiden – nicht aus Gewohnheit, sondern aus Überzeugung. Doch bis dahin bleibt der Niedergang unvermeidlich.