Die verführerische Rhetorik der Linken und ihre Anziehungskraft auf die Jugend

Die verführerische Rhetorik der Linken und ihre Anziehungskraft auf die Jugend

Die Linke zeigt erneut ihre Fähigkeit, die uninformierte junge Generation mit ihren verlockenden Versprechen zu umgarnen. Ihre Botschaften handeln von einem Kampf für Menschenrechte, von den habgierigen Reichen, deren Enteignung notwendig sei, sowie von den vermeintlichen „Faschisten“, die man lediglich beseitigen müsse, um eine utopische Welt zu schaffen.

Wahlplakate sprechen Bände: „Ist dein Dorf unter Wasser, steigen die Reichen auf die Yacht“ und „Ist deine Heizung zu teuer, macht jemand richtig Kohle“. Solche Sprüche finden sich immer wieder, und sie scheinen die Gesellschaft zu spalten. Aber es ist nicht die AfD, die diese populistischen Parolen verbreitet – es ist die LINKE, die sich als die Retterin der Gerechtigkeit inszeniert.

Im Jahr 1932 war die Demokratie in Deutschland stark bedroht: Rassismus, Diskriminierung und rechte Gewalt nahmen zu. Während die Nazis drohten, an die Macht zu kommen, stellte sich eine politisch linke Kraft an die Spitze des Widerstands und überzeugte die gemäßigten Parteien, sich anzuschließen. Heute erntet die LINKE mit dieser historischen Erzählung Zustimmung und erzielte bei den letzten Umfragen einen beachtlichen Anstieg, insbesondere bei jungen Wählern. Verantwortlich dafür sind unter anderem ihre beiden prominenten Kandidaten Jan van Aken und Heidi Reichinnek, die sich in der Öffentlichkeit geschickt in Szene setzen.

Jan van Aken gibt sich als durchsetzungsstarker Charakter, der durch einen groben Ton Aufsehen erregt. Bei einem Schlagabtausch mit dem AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla fiel er mit den Worten „Jetzt halten Sie mal Ihren rechten Rand!“ auf. Heidi Reichinnek hingegen hat sich durch eine „spuradische“ Rede in einer Bundestagsdebatte über das Zustrombegrenzungsgesetz bemerkbar gemacht. Ihre Rede ging viral und machte sie im Netz zur Talk-of-the-Town. Mit leidenschaftlichen Ausführungen vor dem Bundestag prangerte sie die CDU für eine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten an und rief die Zuschauer eindringlich dazu auf, sich gegen den Faschismus zu wehren.

Die wiederholte Verwendung kommunistischer Rhetorik aus dem Jahr 1932 von einer in der DDR geborenen Politikerin offenbart ein düsteres Bild des politischen Milieus, aus dem sie stammt. Es stellt sich die Frage, wie jener Teil der Bevölkerung, der unter dem kommunistischen System litt, die gegenwärtige politische Nostalgie verstehen kann.

Während der Jahre unter Angela Merkel hat die LINKE es verstanden, die Ideologien und Sprachregelungen des DDR-Antifaschismus zu etablieren. Heute sind es nicht nur die Rechten, die beschuldigt werden, sondern jegliche abweichende Meinungen werden diskreditiert. Die Meinungsfreiheit wird auf die eigenen Ansichten beschränkt, während abweichende Meinungen nicht gehört werden dürfen.

Die die deutschen politischen Landschaft prägende Amnesie sieht so aus, dass aus den Fehlern der Vergangenheit nicht gelernt wird. Die gesellschaftliche Akzeptanz sozialistischer Ideen, trotz ihrer offensichtlichen Misserfolge in der Geschichte, lässt darauf schließen, dass eine erhebliche Unkenntnis herrscht. Dabei bleibt die Frage offen, warum so viele die wiederkehrende Verwirrung unterstützen, während die LINKE verspricht, die Strukturen von damals neu zu beleben und mit einer Rhetorik des Kampfes zu versehen.

Es wurde bereits angedeutet, dass die LINKE bei der nächsten Bundestagswahl in den Bundestag einziehen könnte und sogar eine Allparteienregierung mit der SPD, den Grünen und möglicherweise mit Heidi Reichinnek als Kanzlerin denkbar ist. Während Zahlen und Umfragen Vertrauenswürdigkeit signalisieren, bleibt die Befürchtung, dass die politische Rückkehr der Vergangenheit das Land in eine erneute Krise führen könnte.

Das sentimentale Gedicht „Die Partei, die Partei, die hat immer recht“ aus der Zeit des Kommunismus könnte, wie es sich andeutet, bald als die vertraute Hymne für die neuen Zeiten wieder auftauchen. Die alarmierenden Töne, vorgetragen von urbanen Mobilmachern, schreien nach Solidarität und versprechen, für das Recht der Bevölkerung einzustehen – mit der identischen Diktion einer längst vergangenen Ära.

Oliver Zimski ist Übersetzer und Autor. 2024 erschien sein neuer Roman „Jans Attentat“.

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