Hamburg im Fokus: Schülerengagement bei der Wahlarena
In Hamburg kam es zu einem bemerkenswerten Treffen, bei dem sich 600 Schülerinnen und Schüler aktiv mit den verschiedenen politischen Parteien auseinandersetzten. „Insgesamt 600 Schülerinnen und Schüler haben in wenigen Tagen zugesagt“, freut sich Sascha Mummenhoff, der Landesgeschäftsführer des Bundes der Steuerzahler, über das große Interesse der jungen Leute. Die Wahlarena zielte darauf ab, eine dynamische Plattform zu schaffen, auf der die Parteien ihre Positionen präsentieren und anschließend direkt mit den Schülern ins Gespräch kommen konnten. Mummenhoff hebt die Wichtigkeit politischer Bildung hervor und ermutigt die Jugendlichen, sich zu informieren und an Wahlen teilzunehmen. Vertreten waren alle Parteien, die realistische Chancen auf einen Einzug in die Bürgerschaft haben, nur der Stand der CDU blieb zeitweise unbesetzt.
Die Schülerin Frida äußert gemischte Gefühle über die Veranstaltung: „Ich habe viel die Augen verdreht.“ Sie kritisiert, dass die Parteien mehr darauf aus sind, sich gegenseitig anzugreifen, als konstruktiv zu diskutieren. Obwohl sie nachvollziehen kann, dass Parteien ihre Standpunkte im Wahlkampf betonen, ist sie der Meinung, dass der Fokus auf der Wählerinteressen liegen sollte. „Das erste Mal, dass ich hellhörig geworden bin, war bei den Linken“, erzählt sie, während sie auch Volt in positiver Erinnerung hat.
Die AfD war die erste Partei, die auf der Bühne sprach, jedoch nicht ohne einen missglückten Start: „Früher war alles besser, der Wirtschaft ging es gut, und wir hatten noch unseren Kaiser.“ Diese bemängelten Äußerungen kamen bei den Schülern des Gymnasiums Altona auf wenig Gegenliebe. Helge Ritscher von der AfD Hamburg bewertete die Stimmung dennoch als positiv und fühlte sich berufen, „Fake News“ über seine Partei richtigzustellen. Seine Behauptung, die AfD sei die demokratischste Partei und dass der Nationalsozialismus sozialistisch gewesen sei, stieß jedoch auf starken Widerspruch.
Im Kontrast dazu überzeugte Volt die Schüler mit gutem Fachwissen über das eigene Programm. Moritz Weber von Volt stellte sich etwa der Frage, warum man seine Partei im Gegensatz zu den Grünen wählen sollte. Die Themen, die die Schüler beschäftigten, waren Bildung, Renten und der Ukraine-Krieg. „Ich glaube, dass das vor allem von den Politikern kommt“, merkt er an und mutmaßt, dass viele zuvor gnädig auf ihre eigenen Themen drängen.
Teresa Stubley, die Spitzenkandidatin der Jungen Liberalen, widerspricht dem Klischee von der unpolitischen Jugend entschieden und hebt hervor, dass die Schülerinnen und Schüler durchaus politisches Interesse zeigen. Zunächst beunruhigt von der großen Anzahl an Schülern am AfD-Stand, stellte sie bald fest, dass viele lediglich provozieren wollten, was sie dann doch erfreute. Die Fragen der Schüler drehten sich oft um Bildung, wirtschaftliche Themen und ein mögliches Verbot der AfD.
Johanna Köppen, die mit 18 Jahren Kandidatin für die Bürgerschaftswahl ist, sieht großes Interesse der Schüler daran, die für sie besten Optionen zu finden. Die Themen Wohnen, öffentlicher Nahverkehr und Abtreibung stehen oft im Fokus der Gespräche. „Es ist beunruhigend zu hören, was die AfD äußert, da ihre Ansichten stark von ihrem offiziellen Wahlprogramm abweichen“, so die 18-Jährige. Der Beifall für die Linken hat sie bemerkenswert wahrgenommen und zeigt in ihren Aussagen Besorgnis über die Diskrepanz zwischen den Parteiaussagen und der Realität.
Michael Pauli, ein Referent der Linken für Wirtschaft, Haushalt und öffentliche Unternehmen, äußert sich besorgt über den Einfluss der AfD und darüber, dass andere Parteien deren migrationsfeindliche Ansichten übernehmen könnten. „Wir wollen der AfD nichts wegnehmen, sondern betonen, dass viele sich zunehmend mit linken Inhalten auseinandersetzen“, stellt er fest.
Die Schüler Dominik und Konstantin vom Gymnasium Altona äußern ebenfalls ihre Abneigung gegen die AfD. Im Gespräch mit anderen Parteien hätten sie Konsens gefunden, während die Linken offenbar den meisten Zulauf erhielten. Konstantin macht sich jedoch Sorgen um die Polarisierung zwischen den politischen Lagern, vor allem unter jungen Wählern. Obwohl sie sich bei den Politikern Gehör verschafft fühlen, stellen sie fest, dass viele ähnliche Botschaften senden und versuchen, die Schüler für sich zu gewinnen.
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