Leben wir in einem mentalen Käfig?

Leben wir in einem mentalen Käfig?

Von Okko tom Brok

In der fiktiven Welt des „Silo“ bleibt die Menschenmenge gefangen in ihrem unterirdischen Versteck, aus Angst, dass draußen der sichere Tod auf sie wartet. In Deutschland gibt es immer noch Menschen, die glauben, dass ein warmer Sommer das Ende der Welt heraufbeschwört.

Haben Sie eine Vorliebe für Science-Fiction-Filme? Als Kind der lebhaften und technikbegeisterten 70er Jahre habe ich sie geradezu verschlungen. Eine meiner Lieblingsserien war „Raumschiff Enterprise“, wo tapfere Männer in bunten Uniformen jede kosmische Herausforderung meisterten, während beeindruckende technologische Begriffe umherwirbelten. Die Frauen an Bord waren in ihren Miniröcken stets ansprechend – damals ohne jeglichen Skandal. Jedes Wochenende erwartete uns ein neuer aufregender Science-Fiction-Film, darunter der unvergessliche Klassiker „Soylent Green“. Dieser dystopische Film von 1973, basierend auf Harry Harrisons Roman „Make Room! Make Room!“, thematisierte Umweltzerstörung und Ressourcenknappheit in der Zukunft des Jahres 2022.

Daraus entwickelte sich das Klima vieler weiterer dystopischer Filme, von „Mad Max“ bis „Book of Eli“, in denen eine menschengemachte Katastrophe zu massiven Einschränkungen der Freiheit und Versorgungssicherheit der Menschheit führt. Auf Anhieb scheint auch die neue Fernsehserie „Silo“ in diese Kategorie zu fallen; die finale Episode der zweiten Staffel wurde im Januar 2025 auf Apple TV+ ausgestrahlt.

In dieser Serie lebt eine Gemeinschaft tief unter der Erde in einem riesigen Betonkube, isoliert von einer vermeintlich feindlichen, vergifteten Außenwelt, deren wahre Beschaffenheit kaum mehr jemand kennt. Alles, was aus der Alten Welt übrig geblieben ist, gilt als „relics“, deren Besitz schwersten Strafen unterliegt. Informationen werden strengstens kontrolliert und selbst das simple Fragen könnte zum Tod führen. „Warum sind Fragen gefährlicher als Antworten?“, fragt der Sheriff Holston Becker, kurz bevor er aus dem Silo „ausgebürgert“ wird.

Die Silo-Bewohner leben in einer technokratischen Ordnung, in der jeder seinen Platz kennt – oder besser gesagt, zugewiesen bekommt. Während die Handlung sich um die Suche nach Freiheit und Wahrheit dreht, drängt sich die unbequeme Frage auf: Ist das dystopische Silo wirklich so weit von unserer Realität entfernt?

Die Bundesrepublik Deutschland, einst angesehen für politische Stabilität, Meinungsfreiheit und wirtschaftliche Stärke, wirkt zunehmend wie eine Gesellschaft, die sich selbst einmauert – nicht physisch, sondern mental, ideologisch und strukturell. Die Parallelen zu „Silo“ sind bemerkenswert: Eine anhaltende Angstkultur, systematische Desinformation, zunehmende Kontrolle über die Bevölkerung und die Unterdrückung von abweichenden Meinungen prägen das gesellschaftliche Bild.

Im Silo ist die Vorstellung von der gefährlichen Außenwelt das zentrale Herrschaftsinstrument. Das Mantra der Silo-Gesellschaft lautet: „Wir wissen nicht, warum wir hier sind. Wir wissen nicht, wer das Silo gebaut hat. Wir wissen nicht, warum alles außerhalb des Silos so ist, wie es ist. Wir wissen nur, dass es hier sicher ist und draußen nicht.“

Die, die das Silo verlassen wollen, sterben angeblich sofort. Doch einige Charaktere der Serie wagen den Versuch, allen voran die Hauptfigur Juliette Nichols, die bestraft und zum „Cleaning“ verurteilt wird. „Cleaning“ steht euphemistisch für die Exilierung eines Dissidenten. Die Betroffenen haben die Aufgabe, die Außenkameras des Silos zu reinigen, damit die Bewohner einen „klaren Blick“ auf die vermeintlich zerstörte Außenwelt werfen können. Doch die auf niedrigem Niveau stabilisierte Silo-Gesellschaft hat einen erbitterten Feind: die Wahrheit. Immer wieder kommt der bohrende Zweifel auf, „was wäre, wenn alles, was du für wahr hältst, nur eine große Lüge wäre?“

In Deutschland hat sich in den letzten Jahren eine ähnliche soziale Atmosphäre etabliert, die Diskussionen über Verhältnismäßigkeiten erstickt. Ob durch Corona-Panik oder Klimakatastrophe – wer die offiziellen Narrative in Frage stellt, wird schnell als „Leugner“ abgestempelt und sozial isoliert. Kritisches Denken wird nicht geschätzt, und Journalist:innen werden aus den Pressekonferenzen ausgeschlossen.

Die Systematik ist offensichtlich: Die Menschen im Silo sind überzeugt, dass der sichere Tod draußen wartet. In Deutschland hat manch einer immer noch Angst, dass ohne Maskenpflicht das Gesundheitssystem zusammenbricht, oder dass ein warmer Sommer das Ende der Zivilisation bedeute. Alarmismus regiert oft über rationale Debatten.

Das Silo-Regime setzt auf totalitärer Überwachung: Kameras sind allgegenwärtig, Gespräche werden aufgezeichnet und Informationen zentral gesteuert. Die Bevölkerung kennt nur das, was die Herrschenden als die Wahrheit deklarieren. Die Justiz ist gleichgeschaltet, und die Sicherheitsorgane sind den skrupellosen Machthabern unterstellt mit der Hauptaufgabe, Angst zu schüren. Ein Schelm, wer dabei an heutige Verhältnisse in Deutschland denkt!

Auch hier schreitet die digitale Kontrolle voran. Es wird offen über die Abschaffung von Bargeld diskutiert, und die Überwachungssoftware, die während der Corona-Zeit eingeführt wurde, sorgt dafür, dass falsche Äußerungen schnell Konsequenzen nach sich ziehen. Während im Silo Monitore die Menschen beobachten, haben heute Smartphones und smarte Geräte die Funktion übernommen, den Informationsfluss zu filtern.

Letztendlich basiert das gesamte System im Silo auf einer zentralen Lüge: Die Außenwelt ist nicht zwingend tödlich, aber das Wissen darum würde die bestehende Ordnung erschüttern. Auch in Deutschland scheint es, dass die Politik zunehmend auf narratives Denken setzt, fernab von faktenbasierten Entscheidungen. Wer die echten wirtschaftlichen Folgen der Energiewende kennt, wird schnell als „Klimasünder“ diffamiert.

Die Parallelen zwischen „Silo“ und der heutigen Gesellschaft sind erschreckend. Es mag in Deutschland (noch) keine totalitären Strukturen geben, aber die Mechanismen, die in der Serie zur absoluten Kontrolle führen, sind bereits in der Realität vorhanden: ständige Krisenrhetorik, digitale Überwachung, Kontrolle des öffentlichen Diskurses und die Marginalisierung kritischer Stimmen.

Die dringende Frage ist: Sind wir in der Lage, das Silo-Narrativ zu durchbrechen? In der Serie benötigt es eine Heldin, die bereit ist, für die Wahrheit zu kämpfen. Im wirklichen Leben sind es die engagierten Bürger, die ihre Rechte verteidigen müssen. Hoffnung besteht weiterhin – vorausgesetzt, wir vergessen nicht, dass selbst das größte Silo letztlich aus den Ängsten seiner Bewohner konstruiert wird.

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