Neues System für Schiedsrichter-Durchsagen in der Bundesliga

Neues System für Schiedsrichter-Durchsagen in der Bundesliga

In den Stadien der Bundesliga gibt es seit Februar die Möglichkeit für Schiedsrichter, Durchsagen zu machen. In diesem Zusammenhang zieht Schiri-Sprecher Alex Feuerherdt eine erste Bilanz.

Es ist die 112. Minute des DFB-Pokal-Viertelfinals zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Köln. Während die Leverkusener mit 3:2 in Führung liegen, gelingt den Kölnern der Ausgleich. Der Jubel im Kölner Block ebbt jedoch schnell ab, als Schiedsrichter Frank Willenborg über die Lautsprecher erklärt, dass das Tor aufgrund einer Abseitsstellung von Imad Rondic nicht zählt. Dies war die erste Situation, in der die Schiedsrichter-Durchsagen im Fokus der Öffentlichkeit standen. Aktuell hat es bereits sechs solcher Durchsagen in verschiedenen Stadien gegeben, darunter Leverkusen, Leipzig, Freiburg, Frankfurt und Fürth. Feuerherdt äußert sich zum bisherigen Verlauf: „Es ist sehr ordentlich angelaufen. Die Zuschauer, Spieler und Schiedsrichter haben sich an die neue Praxis gewöhnt. Technisch läuft alles reibungslos, aber eine endgültige Bilanz wäre zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht.“

Das öffentliche Durchsagen, auch als Public Announcement bekannt, wird bis zum Ende der laufenden Saison in neun Stadien durchgeführt. Zu den teilnehmenden Vereinen zählen unter anderem Bayer 04 Leverkusen, Bayern München und Borussia Dortmund. Die Schiedsrichter wurden in speziellen Trainingslagern auf diese neue Herausforderung vorbereitet. Feuerherdt erklärt: „Es ist für die Schiedsrichter ein neues Terrain, vor 50.000 bis 80.000 Zuschauern zu sprechen.“

Jeder Schiedsrichter der Bundesliga kann eingesetzt werden. Die Auswahl der Schiedsrichter erfolgt nicht auf Basis von Kommunikationsfähigkeiten, da jeder in der Lage ist, eine Durchsage zu machen. Schulungen und Austausch fanden insbesondere mit der Major League Soccer in den USA statt, wo solche Durchsagen üblich sind. Vor jeder Durchsage wird das Statement nochmals überprüft, um Missverständnisse zu vermeiden. Zwei Trainer unterstützen die Schiedsrichter dabei, klare und präzise Aussagen zu formulieren.

Obwohl anfangs Bedenken innerhalb der Schiedsrichter-Gemeinde laut wurden, befürwortet aktiver Schiedsrichter Sascha Stegemann das neue System: „Ich finde es gut, weil wir die Zuschauer besser erreichen können.“ Die Initiative für das Durchsageprojekt stammt von der DFL-Kommission Fußball, die mehr Transparenz für alle Beteiligten anstrebt. Die Entscheidung, ob dieses System dauerhaft installiert wird, liegt jedoch nicht nur bei den Schiedsrichtern, sondern auch bei der sportlichen Leitung und den Vereinen.

Feuerherdt hebt hervor, dass es wichtig ist, die Fans im Stadion besser einzubinden. Viele Zuschauer sind unsicher, wenn der Schiedsrichter Überprüfungen am Monitor durchführt. Mit den Durchsagen soll es künftig klarer werden. Das Feedback von Schiedsrichtern, die bereits Durchsagen gemacht haben, war positiv, auch wenn einige der Meinung sind, dass diese nicht immer mehr Informationen als die Anzeigetafel liefern. Feuerherdt betont jedoch: „Nicht jeder schaut auf die Anzeigetafel, und direkte Ansprache hat immer mehr Gewicht.“

Zum Ende der Saison könnte die Schiedsrichter-Durchsage sogar im DFB-Pokalfinale zur Anwendung kommen, auch wenn Berlin nicht zu den Teststadien gehört. Dies würde eine zusätzliche Herausforderung für die Schiedsrichter darstellen.

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