Der Berliner Senat plant Sparmaßnahmen in den Bereichen Erziehungshilfe und Sozialleistungen für Kinder und Jugendliche, die bisherige Standards senken sollen. Diese Maßnahmen könnten jedoch das Leben von jungen Menschen stark beeinträchtigen, die bereits unter schweren Lebensbedingungen leiden.
Annabell, eine 16-jährige Auszubildende im Bereich Malerei und Lackieren in Lichtenberg, ist ein Paradebeispiel für junge Menschen, denen Erziehungshilfe ermöglicht hat, aus schwierigen Umständen herauszuholen. Als Kind litt sie unter Streitigkeiten zu Hause und verfiel in eine Phase der Schwänzerei und Drogenkonsumtion. Ab dem Alter von zwölf Jahren ging Annabell nicht mehr zur Schule und lebte ein Jahr bei einer Freundin, die kaum älter war als sie selbst.
Cornelia Kalk, Geschäftsführerin des freien Trägers „Neues Wohnen im Kiez“, betont den Bedeutung von individuell angepasster Unterstützung: „Es geht darum, dass die Unterstüzungen genau passen, damit sie wirken. Wenn man jetzt Sparmaßnahmen einführt und solche jungen Menschen nicht weiter unterbringt, riskieren viele ihrer bisherigen Fortschritte zu verlieren.“
Die Ausgaben für Erziehungshilfen in Berlin sind seit 2015 fast verdoppelt, von rund 490 Millionen Euro auf über 850 Millionen Euro im Haushalt 2024 gestiegen. Berlins Finanzsenator Stefan Evers (CDU) erklärte, dass es notwendig sei, die Standards zu senken und Gelder zu sparen.
Besonders kostspielig sind Fällen junger Menschen mit psychischen Problemen oder Gewaltbereitschaft, oft als „Systemsprenger“ bezeichnet. Diese benötigen individualisierte Betreuung. Der Paritätische Wohlfahrtsverband kritisiert die Maßnahmen und warnt vor negativen Auswirkungen auf junge Menschen in der Bildungsphase.
Der Jugendstaatssekretär Falco Liecke (CDU) erklärte, dass man nach einer Lösung für Wohnraumprobleme suche. Gemeinsam mit den Wohnungsbaugesellschaften planten Senat und Bezirke deshalb momentan „konzeptionell eine Möglichkeit, Wohnraum zu erschließen“.
Die Kritik richtet sich aber auch gegen Sparmaßnahmen im Kulturbereich. Bereits ab April werden viele Kulturprojekte für Kinder und Jugendliche stark gekürzt.
Kinder und Jugendliche aus schwierigen Lebenslagen sind nun gefährdet, da die bisherige Unterstützung in Frage gestellt wird. Die Paritätische Wohlfahrtsverband mahnt zur Vorsicht: „Junge Menschen, die mitten in Ausbildung oder Schulabschluss stecken, müssen sich plötzlich um Wohnung und Geld kümmern. Das führt zu Existenzängsten, Abbrüchen – im schlimmsten Fall bis hin zur Obdachlosigkeit.“