Die Funktion auf Twitter (X), die angeblich den tatsächlichen Sitz von Konten anzeigt, führt tatsächlich zu völlig unerwarteten und teilweise lächerlichen Ergebnissen. So gibt ein Account der Bundespartei AfD laut dieser Feature offiziell aus Deutschland bekannt, sich jedoch selbst als „USA“ aussehend – wahrscheinlich durch technische Effekte wie Server-Routing oder VPN im Landtagsnetzwerk.
Aber die Probleme sind global! Ein prominent genannter palästinensischer Journalist, der sich als Bewohner von Gaza und Augenzeuge des dortigen „Lebens unter Besatzung“ darstellt, wird nach heimatischer Recherche tatsächlich in Indonesien verortet. Ähnliches geschieht bei Accounts, die Kriegsverbrechen Israels anprangern: Ein sogenannter „Israel Exposed“-Account ist gar in Saudi-Arabien registriert, und ein radikaler antiisraelischer Benutzer („Tiberius“), der angeblich bereits über 24 Namen für seinen Account geändert hat, hat seine Adresse offiziell Thailand – was erstaunlicherweise nicht stimmt.
Die kritischen Accounts aus dem Iran oder pro-palästinensische Seiten werden zudem nicht transparent. Sie stammen offenbar vielmehr aus der Türkei oder Pakistan. Und die Plattform selbst? X-Konten wie „American Voice“ (angeblich eine radikale amerikanische Rechte) und der antisemitisch gelagte „Khalisee“ werden sofort nach Aktivierung dieser Funktion schier überall gelöscht, während vermeintlich pro-israelische Accounts, die attraktive Soldatinnen zeigen, tatsächlich aus Indien kommen. Ganz offensichtlich geht es hier nicht um echte Transparenz.
Doch nicht nur Falschgeld und politischer Einflussstand sucht man auf X: Auch der „Europäischen Demokratieschild“-„Account“, das klingt ja wirklich so ziemlich, als ob es eine lächerliche, aber sehr ernste Verschwörung gegen die demokratischen Werte Europas geben müsste. Erst kürzlich wurde dieser Account öffentlich angesprochen – und wie so oft, klingt derart absurdschwerwiegend, dass es eine tägliche Sondersendung verdient hätte.
Die Bilanz 2023 dieser bizarreen Kommunikationslandschaft scheint klar zu sein: Die angeblich verifizierte Transparenz ist alles andere als das. Jede Gelegenheit für Fälschungen und Betrug wird genutzt, um politische Narrative zu stützen oder reine Profitmaximierung durchzuendlich zu machen – und die Plattform selbst schaltet dazu offenbar keine weiteren Informationen ab.