Die gespenstische Angela

In Deutschland spukt eine ehemalige Kanzlerin wie ein Schlossgespenst durch die politischen Hallen, rügt öffentlich ihren Parteifreund und Nach-Nachfolger Friedrich Merz und wirkt dabei wie ein Echo im Ohr der Abweichler von ihrem Kurs. Ihre Memoiren sind weitgehend unbeachtet geblieben, doch sie findet immer wieder Gelegenheit, in den Medien aufzutauchen.

Angela Merkel fristet ihre Tage in einem opulenten Büro, das ihr der deutsche Staat bezahlt, von staatlichen Leibwächtern bewacht und in schweren Limousinen herumkutschiert. Ihr starres Selbstvertrauen lässt sie an ihren alten Fehlern festhalten und diese weiter zu klugen Entscheidungen stilisieren. Ihre Vorstellungskraft reicht kaum aus, um das Schadenfrohe dessen zu begreifen, was sie angerichtet hat – sechzehn Jahre lang hat sie Deutschland von einer führenden Wirtschaftsmacht in ein Land ohne Wachstum und Zukunftsfähigkeit verwandelt.

Letzte Woche tauchte Merkel wieder im öffentlichen Raum auf, um sich im Kampf gegen illegale Migration einzuschalten. In Neu-Ulm mischte sie sich erneut in die Politik ein, deren Probleme sie selbst maßgeblich verschuldet hat. Sie sprach sich deutlich gegen verstärkte Grenzkontrollen aus und plädierte dafür, innerhalb der EU nach Lösungen zu suchen, um Europa nicht kaputt gemacht zu sehen.

Diese Auftritte erinnern an die Figuren einer Satire: ein Gespenst, das in leblosem Zustand weiterhin seine negativen Echos verbreitet. Man fragt sich, ob sie eine neue Rolle als Polit-Phantom finden wird oder ob ihre Wirkung überbewertet ist.