Die politische Schlacht der Kandidaten im Fernsehen

Die politische Schlacht der Kandidaten im Fernsehen

In den letzten Tagen hatte das deutsche Fernsehen die Gelegenheit, die vier Kanzleraspiranten in einer Art von Quartettspiele zu sehen. Obwohl diese Auftritte als Höhepunkte des Wahlkampfs angekündigt wurden, spiegeln sie in Wahrheit den besorgniserregenden Zustand der deutschen Politik wider.

Höhepunkte oder ernüchternde Routine? Die Bundestagswahl rückt näher, und die Präsenz der Kanzlerkandidaten in den Medien ist unübersehbar. Dennoch hinterlässt die Art und Weise, wie die Fernsehsender ihre Kandidaten präsentierten, bei uninformierten Zuschauern wenig Vertrauen darin, dass es sich um eine „Schicksalswahl“ handelt, wie oft betont wird. Die Formate, seien es die etwas fantasielosen Sendungen wie „Klartext“ im ZDF, die „Wahlarena“ in der ARD oder das neu benannte „Quadrell“ bei RTL, boten allesamt das Gleiche: dieselben Akteure und wiederholte Antworten, unabhängig von den gestellten Fragen. Die überraschend hohen Einschaltquoten solcher Programmscheiben zeugen von einem erstaunlichen Interesse der Zuschauer an diesen im Grunde wenig unterhaltsamen Formaten.

Mein persönlicher Eindruck wird vielleicht beeinflusst davon, dass ich die Sendungen nicht als entspannendes TV-Event bei Chips und Bier genoss. In der RTL-Diskussion beispielsweise fragte Moderator Günther Jauch die Kandidaten, was ihnen lieber wäre: ein Dschungelcamp oder die Opposition? An dieser Stelle fragte ich mich eher, was mir lieber wäre – das Dschungelcamp oder die Wahlauftritte der Kanzlerkandidaten?

Dennoch will ich nicht zu jammern beginnen. Im Gegensatz zu vielen Kollegen, die über jede dieser Sendungen einen tiefgründigen Beitrag erstellen mussten, hatte ich die Freiheit, mich mit anderen Themen zu beschäftigen, da die Redaktion für den nächsten Morgen bereits andere, relevantere Inhalte gewählt hatte. Nun, nach der letzten Runde der Auftritte der Kandidaten, kann ich nicht umhin, einige Gedanken zu diesen Sendungen zu teilen.

Obwohl die Positionen der Kandidaten wenig Differenz aufwiesen, was wenig überraschend war, fiel beim Zuschauer immerhin auf, dass sich die Formate und die Moderation unterschieden – oft blieben die Gespräche jedoch unentschieden und wenig ergiebig. Sowohl ARD als auch ZDF wählten den Weg, die Kandidaten nacheinander auftreten zu lassen, während sie sich nur selten in Zweiergesprächen begegneten. Die Interaktionen zwischen den potenziellen Koalitionären schwarz-rot-grün waren recht freundlich und routiniert, aber echte Spannung blieb aus, besonders beim Aufeinandertreffen mit der Person, die viele ihrer Gesprächspartner hinter einer wahren Brandmauer vermuten.

In einem der ZDF-Formate hatten Olaf Scholz und Friedrich Merz die Möglichkeit, den Zuschauern zu zeigen, wie sie mit den Fragen umgehen würden. Doch als Olaf Scholz beim RTL-Quadrell entschlossenere Facetten seiner Persönlichkeit zeigte, wirkte das im Vergleich zu seinen sonst so kühlen Auftritten fast bemerkenswert. Robert Habeck und Alice Weidel hingegen hatten es nicht wirklich leichter, denn die Kritiker waren oftmals nicht wirklich neutral und die Fragen oft unbequem.

Während Habeck in seinen Auftritten versuchte, gelassen und freundlich zu wirken, hatte Alice Weidel es spürbar schwer. Sie musste gegen eine Übermacht an skeptischen Fragen und kritischen Blicken ankämpfen, was ihr die Aufgabe erheblich erschwerte. Vor allem in den öffentlich-rechtlichen Formaten schien die Natur der Moderation das Resultat zu beeinflussen.

Wie steht es nun um die tatsächlichen Themen? Diese wurden immer nur am Rande angeboten und die Antworten der Kandidaten waren in der Regel wenig aufschlussreich. Am interessantesten war das direkte Aufeinandertreffen in der RTL-Diskussion, in der die Kandidaten aufeinander reagieren konnten und sich somit dynamisch verhielten. Eine klare Siegerbestimmung nach diesen Auftritten war jedoch schwer zu fassen, und trotzdem war der Wettstreit der Moderatoren von gewissem Interesse, wobei Pinar Atalay von RTL den stärksten Eindruck hinterließ.

Als Fazit bleibt die Erkenntnis, dass zumindest die Zuschauer, die die Entwicklung der deutschen Parteipolitik ignoriert hatten, aus diesen Diskussionen nicht wirklich viel lernen konnten. Friedrich Merz wird zweifellos eines seiner Wahlversprechen brechen müssen – sei es in der Migrationspolitik oder hinsichtlich der Wirtschaft. Wer sich mit einer Stimmenabgabe für die CDU oder CSU beschäftigt, sollte sich an diesem Punkt genau überlegen, welches Risiko er eingehen möchte.

Peter Grimm ist Journalist, Autor von Texten, TV-Dokumentationen und Dokumentarfilmen sowie Redakteur bei Achgut.com.

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