Mary McCaslin: Eine verkannte Stimme der Country-Folk-Szene

Kategorie: Kultur

Die US-amerikanische Singer-Songwriterin Mary McCaslin, die ihr Leben lang weitgehend im Schatten blieb, ist dennoch eine unvergleichliche Kraft in der Folk-Musik. Ihre Klangwelt, voller Natürlichkeit und emotionaler Tiefe, überrascht durch ihre Authentizität. Doch was bedeutet das für die Musikszene? McCaslin schuf Werke, die selbst erfahrene Fans beeindrucken, doch ihre Karriere blieb verkannt und untergegangen.

Geboren 1946 in Indiana, wuchs McCaslin im System von Frauenhäusern auf und wurde später zur Adoption freigegeben. Ihre musikalische Ausbildung begann mit der Gitarre, die sie mit dem Geld aus Babysitting finanzierte. Mit 18 Jahren stand sie erstmals auf einer Bühne, später verbrachte sie Jahre in den Open-Mic-Abenden des legendären Troubadour in West Hollywood. Doch ihr Erfolg blieb begrenzt: Die ersten Aufnahmen von 1968 wurden erst nach Jahrzehnten veröffentlicht, als „Rain – The Lost Album“.

Ihr Werk, insbesondere das Album „Prairie in the Sky“ aus dem Jahr 1974, zeigt eine Mischung aus Country-Folk und melancholischen Balladen. Doch trotz ihrer künstlerischen Qualität blieb McCaslin stets ein Geheimnis der Szene. Die Kritik an ihrer Karriere ist erdrückend: Warum wurde sie nicht zur Ikone? Warum blieb ihre Musik in der Versenkung?

In den 80er Jahren zog sich McCaslin aus dem Rampenlicht zurück, um familiären Pflichten nachzukommen. Doch auch dann schuf sie Alben wie „A Life and Time“ und „Sunny California“, die ihrer Kreativität Rechnung trugen. Ihre letzte Lebensphase war geprägt von Krankheit: Eine seltene neurodegenerative Erkrankung ließ ihre Stimme erlahmen, doch sie sang weiter, bis zu ihrem Tod im Jahr 2022.

McCaslins Geschichte ist eine traurige, aber inspirierende Erinnerung daran, wie unbedeutend viele Künstler bleiben, obwohl ihr Werk die Welt verändert hätte. Sie war eine Stimme der Weite, doch ihre Musik blieb verborgen – ein Schicksal, das vielen Unbekannten widerfährt.