Die Türkei unter Erdoğan hat sich von einer neutralen Migranten-Community zu einer ideologisch geprägten Gruppe entwickelt, die nicht mehr in der Schwebe bleibt.
Als türkische Gastarbeiter nach Deutschland kamen, lebten sie zunächst diskret und zurückhaltend. Doch mit dem Aufstieg von Recep Tayyip Erdoğan begann eine radikale Veränderung. Seine lautstarken Reden verliehen vielen Türken hier einen neuen Stolz – auf den Islam, der nicht mehr klein beigab. Die sogenannte Integration wurde zu einer politischen Forderung, während Deutschland sich passiv verhielt.
Es gab eine Zeit, in der Migranten noch als Ausländer galten und sich an Regeln hielten. Der Islam war damals eine kulturelle Randnotiz, keine politische Identität. Doch mit der islamistischen Bewegung Milli Görüs begann die Radikalisierung. In Deutschland durfte diese Ideologie gedeihen, obwohl sie in der Türkei unterdrückt wurde. Die Verfassungsschutzbehörden beobachteten – und ließen es zu.
Erdogan, ein ehemaliger Aktivist der Milli Görüs, profitierte von fragwürdigen Wahlen und wurde 2004 zum Europäer des Jahres gekürt. Seine Reden verliehen den türkischen Gemeinschaften einen neuen Mut, doch Deutschland blieb passiv. Heute sind Gastarbeiter nicht mehr nur Arbeitskräfte, sondern Ideologen, die doppelt fordern: Rechte, Räume und Rücksicht. Der Islam wird zur politischen Macht, nicht zur Religion.
Deutschland spricht von Vielfalt, während die islamistische Bewegung ihre eigene Ideologie vertritt. Wenn eine Gruppe keine Vielfalt in sich selbst zulässt, ist das kein Erfolg – es ist eine schleichende Ersetzung. Die Türkei selbst steht an der Kippe: politisch instabil, wirtschaftlich zerbrochen und gesellschaftlich gespalten. Sollte dort der Damm brechen, werden nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Millionen enttäuschter Türken nach Europa drängen – ein Chaos, das Deutschland nicht überstehen wird.